Catalin D. Florescu im Bistro Allegro
Bistro Allegro, Blücherstr. 4, Ludwigshafen
Moderation: Semira Soraya-Kandan
Biografie:
Catalin Dorian Florescu wurde 1967 in Timisoara, Rumänien geboren.
1976 erste Ausreise nach Italien und Amerika. Rückkehr nach Rumänien acht Monate später.
Besuch der Sekundarschule bis 1982 und Aufnahmeprüfung ins Humanistische Gymnasium im Sommer 1982. Im gleichen Sommer Flucht mit den Eltern in den Westen. Seit August 1982 wohnhaft in Zürich. Mittlerweile Schweizer Bürger. Studium der Psychologie und Psychopathologie an der Universität Zürich. Von 1995 bis 2001 als Psychotherapeut in einem Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige tätig. Fünfjährige Weiterbildung in Gestalttherapie.
Hussain Al-Mozany im RIZ Cafe-Bar
RIZ Cafe-Bar, H 7,38, Mannheim
Moderation: Gisela Kerntke
Biografie:
Hussain Al-Mozany wurde 1954 in Amarah, Südirak geboren. Er wuchs in Bagdad auf.
1978 ging er in den Libanon, wo er als Journalist arbeitete. Seit 1980 lebt er in Deutschland.
Er studierte in Münster Arabistik, Islamwissenschaft, Germanistik und Publizistik. 1991 bis 1993 Aufenthalt zur Romanforschung in Kairo. Er veröffentlichte zahlreiche Erzählungen und Romane in arabischer Sprache und übersetzte Bachmann, Benn, Grass u. a. ins Arabische. Seine Romane „Der Marschländer. Bagdad-Beirut-Berlin“ und „Mansur oder der Duft des Abendlandes“ verfasste er in deutscher Sprache. 2003 erhielt er den Förderpreis zum Adelbert-von-Chamisso-Preis.
Textprobe:
>>In einer der weißen Stunden der Abenddämmerung machte sich der Fremde Mansur auf den Weg. Das Licht des Mondes überflutete alles Irdische und so war es leicht, Magnolienblüten, Teerosen und Orchideen abzupflücken, glühende Lichtperlen, die aus wundersamen Träumen zu stammen schienen. Man konnte die weißfedrigen Lärchen sehen, die Türme einer Kirche aus rotem Ziegelstein und dort, unweit jener Kirche am linken Ufer des grauen Flusses, lag hinter den Reihen junger Birken- und Tannenbäume der alte Friedhof, auf dem die Gebeine des heiligen Kriegers angeblich ruhten. Hier nahm die Geschichte des Einsiedlers ihren Lauf.<<
Textnachweis: Hussain Al-Mozany, aus „Mansur oder der Duft des Abendlandes“, Roman, Reclam Verlag,
Zafer Senocak im Bistro Allegro
Bistro Allegro, Blücherstr. 4, Ludwigshafen
Moderation: Hans-Uwe Daumann
>> In Deutschland sind wichtig: der Stammbaum, der Stamm und der Baum und der Stammtisch, der Stamm und der Tisch.
So kam es, daß ich mich in meinen eigenen Stamm vertiefte, ohne darin auf einen Baum oder gar auf einen Tisch zu stoßen. Es fanden sich darin lediglich lose Blätter, die keinem Baum mehr eindeutig zuzuordnen waren, Kreuzungen, die der Wind entworfen hatte, mit eigenwilligen Schnittmustern, manchmal unidentifizierbar.
Und ein Tisch? Wo hat man bei uns im Stamm gegessen, wo geschrieben, wo die Welt verändert? Nach langen Nachforschungen stieß ich auf eine erstaunlich einfache Lösung dieser komplizierten Frage: Auf dem Boden. Wo sonst?
Unser Stamm aß vom Boden die Blätter auf, kreuzte sie mit den Blättern anderer Stämme, die der Wind je nach Windrichtung, mal vom Norden, mal vom Süden, mal vom Osten, mal vom Westen zu uns getragen hatte und verpaßte so die Entwicklung des Tisches, den man hätte inmitten von allem aufstellen müssen, um endgültig seßhaft zu werden, um wirklich von dem Boden abzustammen, auf dem man aß. Ich habe bei meinen Recherchen auch die Neigung bei meinem Stamm verspürt, das Wesentlichste, nämlich den Boden zu verlieren, und sich stattdessen auf den Weg zu machen, zu anderen Stämmen, die alle im Besitz ihrer ausgewachsenen Stammbäume waren und sich lediglich ein paar frische Blätter wünschten, wofür sie einige Formulare druckten. <<
Zafer Senocak wurde in Ankara geboren. Er wuchs in Istanbul und München auf, seit 1990 lebt er als freier Schriftsteller in Berlin. Er publizierte sieben Gedichtbände (u. a. „Fernwehanstalten“ 1994) und war 1988 bis 1999 Mitherausgeber der mehrsprachigen Literaturzeitschrift „Sirene“. Mit den Essaybänden „Atlas des tropischen Deutschland“ und „War Hitler Araber?“ prägte er den deusch-türkischen Minderheitendiskurs entscheidend mit; zu seinen bekanntesten Prosawerken zählt die Berliner Tetralogie (zuletzt 1999 „Der Erottomane“). S,enocak war mehrfach „writer in residence“ an amerikanischen Universitäten (u. a. am MIT in Cambridge/Mass.) und schreibt regelmäßig Essaybeiträge für die taz, den Tagesspiegel und die Welt sowie für das Politische Feuilleton im Deutschlandradio.