So. 16. 11. 14, 17:00@:
Katja Petrowskaja liest
„Es wäre mir lieber, ich müsste meine Reisen nicht hier beginnen, in der Ödnis um den Bahnhof, die immer noch von der Verwüstung dieser Stadt zeugt, einer Stadt, die im Lauf siegreicher Schlachten zerbombt und ruiniert worden war, als Vergeltung, so schien es mir, denn von dieser Stadt aus war der Krieg gesteuert worden, der tausendfach Verwüstung verursacht hatte, weit und breit, ein endloser Blitzkrieg auf eisernen Rädern, mit eisernen Flügeln. Das ist nun so lange her, dass diese Stadt zu einer der friedlichsten Städte der Welt geworden ist und diesen Frieden fast aggressiv betreibt, als eine Form der Erinnerung an den Krieg.
Der Bahnhof wurde vor kurzem in die Mitte dieser Stadt gebaut, und trotz des Friedens war der Bahnhof unwirtlich, es war, als verkörpere er all die Verluste, die mit keinem Zug einzuholen sind, einer der unwirtlichsten Orte in unserem kreuz und quer vereinigten und doch sehr begrenzten Europa, ein Ort, an dem es immer zieht und wo sich der Blick auf eine Ödnis öffnet, ohne dass sich ihm Gelegenheit bieten würde, in einem städtischen Dickicht hängenzubleiben, auf etwas zu ruhen, bevor man wegfährt von hier, aus dieser Leere inmitten der Stadt, die keine Regierung füllen kann, mit keinen großzügigen Bauten und keinen guten Absichten.“
(Aus: Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther. cop. Suhrkamp Verlag)
Katja Petrowskaja wurde 1970 in Kiew, Ukrainische SSR geboren. Sie ist eine ukrainisch-deutsche Schriftstellerin und Journalistin und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Berlin. 2010 erhielt sie das Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung, 2013 das Stipendium des Künstlerhauses Ahrenshoop, 2013 gewann sie den Hauptpreis Ingeborg-Bachmann-Preis.
Moderation: Eleonore Hefner
Veranstalter:
Fr. 19. 09. 14, 15:00@:
First World Summit of Community Arts Centers and Networks
Als Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren wird Eleonore Hefner, Geschäftsführerin von Kultur Rhein Neckar e.V. vom 24. - 28. September 2014 am First World Summit of Community Arts Centers and Networks in Veliko Tarnovo, Bulgaria teilnehmen. VertreterInnen aus Asien, Afrika, Latein-Amerika und Nord-Amerika und Europa verständigen sich über die Bedeutung und Chancen soziokultureller Arbeit / community art und die Stärkung europäischer und internationaler Dialoge.
So. 05. 10. 14, 17:00@Kulturzentrum Feuerwache Mannheim:
europa_morgen_land startet mit einem EXTRA
Am Vorabend des 5. Bundesfachkongresses Interkultur findet eine Extraveranstaltung der langjährigen Lesereihe mit neuester deutschsprachiger Literatur statt. Sudabeh Mohafez, Feridun Zaimoglu und Abbas Khider lesen aus ihren Werken, anschließend moderiert Claudia Kramatschek (freie Literaturkritikerin) ein Gespräch mit den Autoren, Dirk Knipphals (Literaturkritiker, taz) und Prof. Dr. Anthonya Visser (Literaturwissenschaftlerin, Universität Leiden) über multikulturelle und -linguale Einflüsse auf Ästhetik, den Umgang mit Sprache und das künstlerische Schaffen.
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 6 Euro
Nur Abendkasse, Kartenreservierung per Mail:
info [at] kulturrheinneckar.de oder
So. 14. 09. 14, 13:15@:
Papierarbeiten von Zeljka Antic
Zeljka Antic wurde 1972 in Schibenik, Kroatien geboren. Nach einer Ausbildung zur Touristkauffrau studierte sie in Zagreb Graphikdesign, bis der Krieg zum Abbruch führte. 1997 zog sie nach Deutschland und gründete eine Familie, 2006-2009 lebte sie in China, wo ihre ersten Bilder entstanden. Zeljka Antic lebt und arbeitet in Mannheim, wo sie die Laden-Galerie L`art pour L`art betreibt.
Das wichtigste Werkzeug ist ein scharfes Skalpell, mit dem Papierarbeiten entstehen, in denen vielfältige geometrische Formen dominieren. Anregungen gibt das Papieren selbst: Zum Teil verwendet sie selbstgeschöpftes Papier, dessen Oberflächenstrukturen unterschiedliche Lichtreflexe aufnehmen. Ein Fundus an Papiersorten hat sie aus China mitgebracht. Für ihre Papierarbeiten spielt das Licht eine entscheidende Rolle, sie verändern sich mit dem Licht und Schatten.
' Die ganze Mannigfaltigkeit, der ganze Reiz und die ganze Schönheit des Lebens setzen sich aus Licht und Schatten zusammen.' Tolstoi
Inspiration findet Zeljka Antic im alltäglichen Leben – etwa bei der Betrachtung von Eierschachteln, oder bei einem Spaziergang am Rhein, am Meer. Eierschachteln, Muscheln u. ä. werden zu einer Vielzahl kleiner und größerer, vertraut-erkennbarer und seltsamer Formen mit weißen, teils hauchzarte Papierschichten, dann mit hart und stachelig wirkenden Faltungen modelliert. Ihre ornamental und fast skulpturalen Arbeiten fordern die Bewegung des Betrachters und entfalten so ihre Lebendigkeit.