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Update Jugendkultur – Ki´TZ im Berliner Tagesspiegel

21. April 2008 @ 0:00

Unter dem Titel ‚update.jugendkultur‘ fand am 11.3.2008 im FORUM Jugendkulturzentrum, Mannheim eine spannende Fachtagung statt.

30 Jahre kulturelle Bildungsarbeit im Jugendkulturzentrum FORUM in Mannheim waren Anlass, nach vorne zu blicken :

Wie kann kulturelle Kinder- und Jugendbildung auch in Zukunft erreichbar, authentisch, anregend und nah am Erleben der Zielgruppe sein? Welche sozialen, emotionalen und medialen Entwicklungen prägen Jugend und Kultur ? Was sind deshalb die künftigen Inhalte, Ziele, Methoden, Haltungen? Was kann bleiben, was muss sich verändern? Was bedeutet dies für uns als Kulturvermittelnde und mit jungen Menschen Kulturschaffende?

Wo will sich Kulturarbeit mit Kindern und Jugendlichen gesellschaftlich positionieren?

Diesen Fragen wurde in Workshops nachgegangen, zu denen Fachleute aus ganz Deutschland als ReferentInnen eingeladen waren.
In einem Workshop mit Mark Terkessidis und Eleonore Hefner stellten Lisa Masetti und Peer Damminger ihre Kulturarbeit mit Jugendlichen vor.

Mark Terkessidis hat sich in einem Artikel, den er am 20.4. im Berliner Tagesspiegel (‚Neue Rollen braucht das Land‘)veröffentlichte, kritisch mit Jugendkulturarbeit im Einwanderungszusammenhang auseinandergesetzt.

Dabei geht er auch auf die Mannheimer und Ludwigshafener Beispiele ein:

‚ … geht es auch weiterhin um die ästhetischen Bedürfnisse eines bildungsbürgerlichen Publikums, denn es gelingt … nur selten und sehr begrenzt, die „bildungsfernen“ Schichten ins Theater zu locken.
Aber auch auf umgekehrtem Wege können die Jugendlichen der Festlegung auf Authentizität nicht entgehen. In der „Creative Factory“ am Gemeinschaftszentrum in Mannheim-Jungbusch inszeniert die Dramaturgin Lisa Massetti mit Jugendlichen Stücke von Friedrich Schiller – angepasst an deren Ausdrucksformen und Interessenslagen. Die Qualität der Arbeit hat dazu geführt, dass die Gruppe seit 2003 mehrfach zur Teilnahme an den Schiller-Tagen im Nationaltheater eingeladen wurde. Es gab viel Anerkennung. Doch fast erwartungsgemäß titelte der „Mannheimer Morgen“: „Viel mehr als nur Theater: ‚Creative Factory‘ bringt die Straße auf die Bühne“. In diesem Sinne wird die Arbeit an Schiller auch nicht aus Töpfen der Kultur gefördert, sondern vom Programm „Lokales Kapital für soziale Zwecke“. Und im Gegensatz zu den anderen Companys erhielt die „Factory“ bei den Schiller-Tagen kein Honorar. Die Veranstalter haben guten Willen gezeigt und der pädagogischen Arbeit eine Bühne geboten – das genügte offenbar.

Sollen nun Unterschichtjugendliche in Zukunft immer weiter die Rolle des Bushido spielen? Soll ihr Horizont niemals über „die Straße“ hinaus reichen? Veränderung tut not. Zum einen muss auch jenen Jugendlichen, die nicht aus einheimischen Familien mit mittelständischem Hintergrund stammen, zugestanden werden, dass sie zu symbolischem Ausdruck fähig sind. Dass ihre Kleidungsgewohnheiten, Frisur- und Bartkreationen, ihre musikalischen Interessen und alternativen Wissensbestände durchaus das Ergebnis von individuellen ästhetischen Entscheidungen darstellen – eben mehr sind als wahlweise Tradition oder „Straße“. Zudem beschränken sich ihre Möglichkeiten nicht auf Rap und Breakdance, aber wenn es um Rap und Breakdance geht, dann gilt es, diese Kunstformen ernst zu nehmen und sie nicht von vornherein bloß auf ihre Tauglichkeiten für pädagogische Maßnahmen abzuklopfen.
Zum anderen brauchen Jugendliche Anregung und auch Anleitung. Und hier sind die Schulen und die Institutionen der Hochkultur gefragt – und zwar im Sinne einer konsequenten „interkulturellen Öffnung“. Dabei kann es nicht nur darum gehen, den Alltag der Jugendlichen abzubilden, sondern sie müssen auch an die ästhetischen Qualitäten und den Kanon der Hochkultur herangeführt werden. „In Schul-AGs ist Theater voll langweilig“, meinte eine Mitwirkende bei der genannten „Creative Factory“, „da kriegen nur die Besseren eine große Rolle. Hier gibt es keine Hauptrollen.“ Die Möglichkeiten zur Partizipation sind im Feld der Hochkultur immer noch gering. Ein beträchtlicher Teil der Bildungsarbeit im Bereich Theater ist vergleichsweise traditionell und hierarchisch strukturiert und an Personen orientiert, die von Hause aus schon die nötigen Voraussetzungen mitbringen.
Hier braucht es mehr Phantasie und Ergebnisoffenheit. Es geht darum, andere Ausdrucks- und Bewegungsqualitäten nicht einfach als Defizite zu betrachten, sondern als Motor der Veränderung. Peer Damminger vom Kinder- und Jugendtheater KIT´Z etwa wollte mit Schülern einer Realschulklasse in Ludwigshafen „Romeo und Julia“ aufführen, aber der Text war einfach zu schwierig. Anstatt aufzugeben, sattelte man um. In einem Film erzählen die Jugendlichen nun die Handlung nach und diskutieren über die für sie wichtigen Punkte. Das eigentliche Stück wird als reines Action-Theater inszeniert – mit dem Körper, weitgehend ohne Worte. So wird die Hochkultur auf erstaunliche Weise in Bewegung versetzt. Und viele der bereits genannten Beispiele zeigen ja durchaus, dass in der Hochkultur viel ausprobiert wird, was die Einbeziehung von Jugendlichen betrifft – allerdings nicht mit System.
Mehr Planung wäre aber lebenswichtig. Denn in den Städten machen allein die Jugendlichen mit Migrationshintergrund, von denen viele nicht aus bildungsbürgerlichen Familien stammen, schon ein Drittel der Schüler aus, Tendenz steigend. Wer heute nicht mitspielen darf, der kommt morgen nicht ins Theater. Neue Rollen braucht das Land – die von Don Carlos am Stadttheater ist ebenso langweilig und überholt wie die von Bushido.‘

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Datum:
21. April 2008
Zeit:
0:00
Veranstaltungskategorien:
,

Veranstalter

Kultur Rhein Neckar e. V.
Telefon
0621567266
E-Mail
info@kulturrheinneckar.de
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