Sonntag 13. Februar 2022 17 Uhr * online

Im Rahmen der Lesereihe europa_morgen_land liest Sharon Dodua Otoo aus  „Adas Raum“

Moderation: Eleonore Hefner

» … als ich gemerkt hatte, dass der Streifen unter meinem Bauchnabel wieder anfing, nachzudunkeln, liess ich nichts unversucht. Zunächst betete ich zu Jehova, Gott der Weißen, denn mir wurde erzählt, er sei eifersüchtig, und ich dachte, er würde es mir bestimmt hoch anrechnen, dass ich mich mit meinem Anliegen zuerst an ihn wendete. So hatte ich meine Augen geschlossen, meine Hände ineinandergefaltet und meine Lippen eifrig bewegt. Noch auf den Knien kam mir der Gedanke, dass es vorteilhaft wäre, gleich als Nächstes der Küstengottheit Ataa Naa Nyanimi zu huldigen, da die Kombination des männlichen „Ataa“ und des weiblichen „Naa“ sicherlich noch mächtiger wäre als die Einseitigkeit Jehovas. «
(Aus: Adas Raum S. Fischer-Verlag 2021)

Sharon Dodua Otoo (*1972 in London) ist Autorin und politische Aktivistin. Sie schreibt Prosa und Essays und ist Herausgeberin der englisch-sprachigen Buchreihe „Witnessed“ (edition assemblage). Ihre ersten Novellen „die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle“ und „Synchronicity“ erschienen zuletzt 2017 im S. Fischer Verlag. Mit dem Text „Herr Gröttrup setzt sich hin“ gewann Otoo 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis. 2020 hielt sie die Klagenfurter Rede zur Literatur „Dürfen Schwarze Blumen Malen?“, die im Verlag Heyn erschien. Politisch aktiv ist Otoo bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. und Phoenix e.V. 2021 erschien ihr erster Roman „Adas Raum“. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin. Der lang erwartete erste Roman: „Adas Raum“ verwebt die Lebensgeschichten vieler Frauen zu einer Reise durch die Jahrhunderte und über Kontinente. Ein überraschender Roman, der davon erzählt, was es bedeutet, Frau zu sein.

Die Lesereihe „europa_morgen_land“ ist eine städte- und länderübergreifende Kooperation des Kulturamtes Mannheim, des Kulturbüros der Stadt Ludwigshafen und der Stadtbücherei Frankenthal gemeinsam mit den Vereinen KulturQuerQuerKultur Rhein-Neckar e.V. und Kultur Rhein-Neckar e.V.

Anmeldung über gisela.kerntke@freenet.de

Nach der Anmeldung wird ggf. ein Zugangslink verschickt.

Interessanter podcast dazu: https://tupodcast.podigee.io/25-neue-episode

Videoinstallationen in der Lukaskirche, Kurfürstenstr. 47, 67061 Ludwigshafen

Sonntag, 6. Februar 2022
10:30 Uhr Gottesdienst. Predigt von Michael Gärtner
11:30 Uhr Ausstellungseröffnung
Begrüßung: Margarete Gauckler, Kultur Rhein Neckar e.V.
Einführung: René Zechlin, Wilhelm Hack Museum
Percussion: Erwin Ditzner

Sonntag, 13. März 2021, 17 Uhr
Finissage und Künstlergespräch mit Michael Volkmer und Eric Carstensen. Moderation Eleonore Hefner

Öffnungszeiten
Sonntags von 11:30 – 13:30 Uhr
Nach Vereinbarung unter info@kulturrheineckar.de

Veranstalter: Kultur Rhein Neckar e.V. in Kooperation mit der Protestantischesn Kirchengemeinde Ludwigshafen Süd und der Scharpf-Galerie des Wilhelm Hack Museums

 

Tripotychon / Videoinstallation über dem Altar
BIRD
superart.tv 2001 ,DVD-Loop, 5:11min
Die Videoarbeit „Bird“ von superart.tv (Eric Carstensen und Michael Volkmer), entstanden während eines Stipendiaten-Aufenthalts an der Cité Internationale des Arts in Paris, ist für mich nicht weniger als eine gelungene Neuinterpretation der wichtigsten Darstellungsform der abendländischen Kunst – des Altar- Triptychons. Ein Triptychon, komponiert aus vorgefundenen Situationen, wie sie stimmiger nicht zu arrangieren wären. Da ist zunächst der linke „Flügel“ – die Möwen, gewissermaßen die Geburt, das Leben, die Freiheit – doch bei etwas genauerem Hinsehen entpuppt sich die vermeintlich grenzenlose Freiheit unter den Wolken schon als Anbahnung des Lebens als ewiger Kampf – der Gegenwind treibt die Vögel immer wieder zurück, sie können nicht den geraden, direkten Weg nehmen, nein, in Kurven und Bögen müssen sie versuchen das Hindernis zu überwinden. Oder handelt es sich hier doch nur um ein ausgelassenes Spiel der Tiere? Nein – Die Möwen kämpfen nicht zum Vergnügen mit dem Wind, denn dass sie sich so dekorativ vor der Standkamera tummeln ist einigen Brotbrocken zu verdanken die superart.tv in die Luft geworfen hat um den Fresstrieb der Möwen auszunutzen. Die leicht herabgesetzte Geschwindigkeit des Films erhöht dabei die Dramatik und Theatralik der Szene, macht sie gleichsam dadurch noch „überirdischer“. In der Mitte steht (fliegt) der Mensch – eine junge Frau in der Pose des Gekreuzigten, eingespannt in Gummizüge eines Trampolin-Katapults auf einem Pariser Jahrmarkt, die sie in den Himmel schleudern, nur um sie nach den herrschenden physikalischen Gesetzen bei nachlassender Schubkraft gnadenlos auf den Boden zurückholen. Der vergebliche Versuch den Himmel zu erreichen, sich vom Irdischen zu lösen. Obwohl es der Protagonistin immer wieder gelingt sich nach oben und unten unserem Blickfeld zu entziehen – die Rückkehr in die Mitte (die Unsterblichkeit?) ist doch so gewiss wie das Amen in der Kirche. Die rechte Seite schließlich zeigt den Tod, wieder in Gestalt eines Vogels – ein Mauersegler, einer der sich dem Leben zwischen Hochhäusern angepasst hat. Bezeichnend der Ort seines Todes: Er liegt auf den Holzstufen der französischen Nationalbibliothek in Paris. Der linke Flügel bewegt sich leicht, er winkt uns zum Abschied zu, ähnlich wie der tote Kapitän Ahab nach seinem verzweifelten Kampf gegen Moby Dick seiner Mannschaft winkt. Doch das Leben ist vergangen, es ist wiederum nur der Wind der sich ein letztes Mal des Gefieders bemächtigt. superart.tv beweisen einmal mehr, in Ihrer typischen Methode des „situativen Arbeitens“, wie schon bei Ihren anderen Videoarbeiten (Jessikartoffel, Cashflow, BW11, etc.), ein untrügliches Gespür, Orte und Geschehnisse zu entdecken, aufzuspüren und in unkomplizierter Art und Weise zu komplexen Werken werden zu lassen.
Jean Helmut

2 Video- Installationen beim Eingang
• Schnapsvideo
Der Film zeigt ein Waschbecken, verschiedene Schnapsflaschen werden ausgeleert
• Lutopia
Der Film wurde von Dezember 2001 bis Februar 2002 in Ludwigshafen produziert,
Ankauf für die Landes-Kunstsammlung Rheinland-Pfalz im Sommer 2002
Eine in ihren Ausmaßen äußerst umfassende urbane Recherche stellt die Videoarbeit >LUTOPIA> von superart.tv – Eric Carstensen und Michael Volkmer dar. Über die gesamte Dauer des Projekts befragten sie 150 Personen im Alter zwischen sieben und 94 Jahren zu deren Verständnis von >Utopien heute?<. Die Vorgehensweise war dabei immer gleich: Ausschnitthaft wurde von jedem Befragten nur das Gesicht als Kopfbild vor neutralem weißen Hintergrund aufgenommen. Bevor die erste und einzige Frage an den Teilnehmer nach seiner Vorstellung von Utopie, sei es im privaten oder gesellschaftlichen Kontext, gestellt wurde, musste er zuerst 45 Sekunden schweigend vor laufender Kamera stillhalten. Erst dann hatte er freie und unbegrenzte (!) Redezeit, denn von diesem Zeitpunkt an griffen die beiden Künstler nicht mehr ein. Auch das Ende bestimmte der >Redner< selbst. In einem zweiten Schritt schnitten die beiden Künstler aus dem >Rohmaterial< einen 95-minütigen Film, der anlässlich der Finissage im >Village Cinema< in Ludwigshafen seine Premiere hatte. Aus den 150 Interviews wählten sie 70 ungekürzte, nach unterschiedlichen thematischen Blöcken gegliederten Statements aus. Kontrastreich werden die ruhigen Interviewsequenzen immer wieder vom dynamischen Tempo schneller Kamerafahrten durch Ludwigshafen unterbrochen. Ein Film nur für Insider der Stadt? Keineswegs! >LUTOPIA< ist eine spannende Sammlung äußerst aufschlussreicher Statements quer durch die Bevölkerung der Stadt mit gleichzeitig hohem Unterhaltungswert. Ernst, humorvoll, witzig, flapsig, zynisch, wortkarg, mehr oder weniger ausführlich und eloquent gaben die Befragten ihre Meinung kund. Auffallend oft wurden dabei die Lebensbedingungen in Ludwigshafen zum Gegenstand einer differenzierten Kritik.
Barbara Auer

Für die Kooperation danken wir der Protestantischen Kirchengemeinde Ludwigshafen Süd und dem Wilhelm-Hack-Museum

 

Fragen beantworten wir gerne – Eleonore Hefner 0621 / 52 96 602 oder 01515 / 917 88 38

Sonntag 16. Januar 2022 17 Uhr * online

Im Rahmen der Lesereihe europa_morgen_land liest Olivia Wenzel aus „1000 Serpentinen Angst“.

» Für mich ist es wahrscheinlicher, beim Spazierengehen an Brandenburger Seen von drei Nazis krankenhausreif geprügelt zu werden, als mitten in New York oder Berlin, irgendwo in der U-Bahn oder einem gemächlich kreisenden Restaurant, Opfer eines islamistischen Anschlags zu werden.“
(Aus: 1000 Serpentinen Angst © S. Fischer Verlag 2020)

Olivia Wenzel, 1985 in Weimar geboren, Studium der Kulturwissenschaften und ästhetischen Praxis an der Uni Hildesheim, lebt in Berlin. Sie schreibt Theatertexte und Prosa, machte zuletzt Musik als Otis Foulie. Wenzels Stücke wurden u. a. an den Münchner Kammerspielen, am Hamburger Thalia Theater und am Deutschen Theater Berlin aufgeführt. Neben dem Schreiben arbeitet sie in Workshops mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In der freien Theaterszene kollaboriert sie als Performerin mit Kollektiven wie vor-schlag:hammer. Für ihren Debütroman „1000 Serpentinen Angst“ erhielt sie 2020 den Literaturpreis der Stadt Fulda, das Buch steht auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020.

 

Die Lesereihe „europa_morgen_land“ ist eine städte- und länderübergreifende Kooperation des Kulturamtes Mannheim, des Kulturbüros der Stadt Ludwigshafen und der Stadtbücherei Frankenthal gemeinsam mit den Vereinen KulturQuerQuerKultur Rhein-Neckar e.V. und Kultur Rhein-Neckar e.V. Zu dem Format gehört von Beginn an, dass die Lesungen moderiert und den Autor*innen Fragen gestellt werden können.

Mit Unterstützung des Freundeskreises der Stadtbibliothek Frankenthal

Kostenfreie Digitalveranstaltung über BigBlueButton.
Anmeldung über stadtbuecherei@frankenthal.de
Nach der Anmeldung wird ein Zugangslink verschickt.