Videoinstallationen in der Lukaskirche, Kurfürstenstr. 47, 67061 Ludwigshafen
Sonntag, 6. Februar 2022
10:30 Uhr Gottesdienst. Predigt von Michael Gärtner
11:30 Uhr Ausstellungseröffnung
Begrüßung: Margarete Gauckler, Kultur Rhein Neckar e.V.
Einführung: René Zechlin, Wilhelm Hack Museum
Percussion: Erwin Ditzner
Sonntag, 13. März 2021, 17 Uhr
Finissage und Künstlergespräch mit Michael Volkmer und Eric Carstensen. Moderation Eleonore Hefner
Öffnungszeiten
Sonntags von 11:30 – 13:30 Uhr
Nach Vereinbarung unter info@kulturrheineckar.de
Veranstalter: Kultur Rhein Neckar e.V. in Kooperation mit der Protestantischesn Kirchengemeinde Ludwigshafen Süd und der Scharpf-Galerie des Wilhelm Hack Museums
Tripotychon / Videoinstallation über dem Altar
BIRD
superart.tv 2001 ,DVD-Loop, 5:11min
Die Videoarbeit „Bird“ von superart.tv (Eric Carstensen und Michael Volkmer), entstanden während eines Stipendiaten-Aufenthalts an der Cité Internationale des Arts in Paris, ist für mich nicht weniger als eine gelungene Neuinterpretation der wichtigsten Darstellungsform der abendländischen Kunst – des Altar- Triptychons. Ein Triptychon, komponiert aus vorgefundenen Situationen, wie sie stimmiger nicht zu arrangieren wären. Da ist zunächst der linke „Flügel“ – die Möwen, gewissermaßen die Geburt, das Leben, die Freiheit – doch bei etwas genauerem Hinsehen entpuppt sich die vermeintlich grenzenlose Freiheit unter den Wolken schon als Anbahnung des Lebens als ewiger Kampf – der Gegenwind treibt die Vögel immer wieder zurück, sie können nicht den geraden, direkten Weg nehmen, nein, in Kurven und Bögen müssen sie versuchen das Hindernis zu überwinden. Oder handelt es sich hier doch nur um ein ausgelassenes Spiel der Tiere? Nein – Die Möwen kämpfen nicht zum Vergnügen mit dem Wind, denn dass sie sich so dekorativ vor der Standkamera tummeln ist einigen Brotbrocken zu verdanken die superart.tv in die Luft geworfen hat um den Fresstrieb der Möwen auszunutzen. Die leicht herabgesetzte Geschwindigkeit des Films erhöht dabei die Dramatik und Theatralik der Szene, macht sie gleichsam dadurch noch „überirdischer“. In der Mitte steht (fliegt) der Mensch – eine junge Frau in der Pose des Gekreuzigten, eingespannt in Gummizüge eines Trampolin-Katapults auf einem Pariser Jahrmarkt, die sie in den Himmel schleudern, nur um sie nach den herrschenden physikalischen Gesetzen bei nachlassender Schubkraft gnadenlos auf den Boden zurückholen. Der vergebliche Versuch den Himmel zu erreichen, sich vom Irdischen zu lösen. Obwohl es der Protagonistin immer wieder gelingt sich nach oben und unten unserem Blickfeld zu entziehen – die Rückkehr in die Mitte (die Unsterblichkeit?) ist doch so gewiss wie das Amen in der Kirche. Die rechte Seite schließlich zeigt den Tod, wieder in Gestalt eines Vogels – ein Mauersegler, einer der sich dem Leben zwischen Hochhäusern angepasst hat. Bezeichnend der Ort seines Todes: Er liegt auf den Holzstufen der französischen Nationalbibliothek in Paris. Der linke Flügel bewegt sich leicht, er winkt uns zum Abschied zu, ähnlich wie der tote Kapitän Ahab nach seinem verzweifelten Kampf gegen Moby Dick seiner Mannschaft winkt. Doch das Leben ist vergangen, es ist wiederum nur der Wind der sich ein letztes Mal des Gefieders bemächtigt. superart.tv beweisen einmal mehr, in Ihrer typischen Methode des „situativen Arbeitens“, wie schon bei Ihren anderen Videoarbeiten (Jessikartoffel, Cashflow, BW11, etc.), ein untrügliches Gespür, Orte und Geschehnisse zu entdecken, aufzuspüren und in unkomplizierter Art und Weise zu komplexen Werken werden zu lassen.
Jean Helmut
2 Video- Installationen beim Eingang
• Schnapsvideo
Der Film zeigt ein Waschbecken, verschiedene Schnapsflaschen werden ausgeleert
• Lutopia
Der Film wurde von Dezember 2001 bis Februar 2002 in Ludwigshafen produziert,
Ankauf für die Landes-Kunstsammlung Rheinland-Pfalz im Sommer 2002
Eine in ihren Ausmaßen äußerst umfassende urbane Recherche stellt die Videoarbeit >LUTOPIA> von superart.tv – Eric Carstensen und Michael Volkmer dar. Über die gesamte Dauer des Projekts befragten sie 150 Personen im Alter zwischen sieben und 94 Jahren zu deren Verständnis von >Utopien heute?<. Die Vorgehensweise war dabei immer gleich: Ausschnitthaft wurde von jedem Befragten nur das Gesicht als Kopfbild vor neutralem weißen Hintergrund aufgenommen. Bevor die erste und einzige Frage an den Teilnehmer nach seiner Vorstellung von Utopie, sei es im privaten oder gesellschaftlichen Kontext, gestellt wurde, musste er zuerst 45 Sekunden schweigend vor laufender Kamera stillhalten. Erst dann hatte er freie und unbegrenzte (!) Redezeit, denn von diesem Zeitpunkt an griffen die beiden Künstler nicht mehr ein. Auch das Ende bestimmte der >Redner< selbst. In einem zweiten Schritt schnitten die beiden Künstler aus dem >Rohmaterial< einen 95-minütigen Film, der anlässlich der Finissage im >Village Cinema< in Ludwigshafen seine Premiere hatte. Aus den 150 Interviews wählten sie 70 ungekürzte, nach unterschiedlichen thematischen Blöcken gegliederten Statements aus. Kontrastreich werden die ruhigen Interviewsequenzen immer wieder vom dynamischen Tempo schneller Kamerafahrten durch Ludwigshafen unterbrochen. Ein Film nur für Insider der Stadt? Keineswegs! >LUTOPIA< ist eine spannende Sammlung äußerst aufschlussreicher Statements quer durch die Bevölkerung der Stadt mit gleichzeitig hohem Unterhaltungswert. Ernst, humorvoll, witzig, flapsig, zynisch, wortkarg, mehr oder weniger ausführlich und eloquent gaben die Befragten ihre Meinung kund. Auffallend oft wurden dabei die Lebensbedingungen in Ludwigshafen zum Gegenstand einer differenzierten Kritik.
Barbara Auer
Für die Kooperation danken wir der Protestantischen Kirchengemeinde Ludwigshafen Süd und dem Wilhelm-Hack-Museum
Fragen beantworten wir gerne – Eleonore Hefner 0621 / 52 96 602 oder 01515 / 917 88 38