» Wieso gerade er? Das ist die schwierigste Frage, auch für mich selbst. Wie bin ich darauf gekommen, über ihn zu schreiben? Was verbindet uns? Meine Antwort ist: nichts.
Wir haben einander nie getroffen (eine Begegnung wäre rein physisch unmöglich gewesen), wir sind nicht verwandt, stammen nicht aus derselben Gegend, haben nicht einmal dieselbe Nationalität. Er ist Pole, ich bin Ukrainerin. Er ist Denker, als Politiker ein Philosoph, als Historiker ein Poet, ich hingegen bin ein Mensch ohne bestimmten Beruf, Manipulatorin von Worten und Ideen, ich kann schreiben und ich kann schweigen. Wir sind so verschieden, sind einander so fremd, dass keine Erzählung uns verbinden könnte, wäre da nicht meine irrationale Sturheit. «
(Aus: Blauwal der Erinnerung © Kiepenheuer und Witsch 2019)
Tanja Maljartschuk, 1983 in Iwano-Frankiwsk, Ukraine, geboren, studierte Philologie an der Universität Iwano-Frankiwsk und arbeitete nach dem Studium als Journalistin in Kiew. 2009 erschien auf Deutsch ihr Erzählband „Neunprozentiger Haushaltsessig“, 2013 ihr Roman „Biografie eines zufälligen Wunders“ und 2014 „Von Hasen und anderen Europäern“. 2018 erhielt sie für den Text „Frösche im Meer“ in Klagenfurt den Ingeborg-Bachmann-Preis. Die Autorin schreibt regelmäßig Kolumnen für die Deutsche Welle (Ukraine) und für Zeit Online und lebt seit 2011 in Wien.
Moderation: Eleonore Hefner
Eine Kooperation von Kulturbüro Ludwigshafen, Kulturamt Mannheim, Stadtbücherei Frankenthal, Kultur Rhein-Neckar e.V. und KulturQuer QuerKultur Rhein-Neckar e.V.
Einlass: 16:30 Uhr
Preis: Eintritt: EUR 8,- / EUR 5,- (ermäßigt)