QUATTROLOGE 20 PLUS – Sochi 2015
Vor zwanzig Jahren, 1995 fand das erste QUATTROLOGE-Festival in Sochi statt. Seitdem haben über 100 Künstlerinnen und Künstler aus der Metropolregion Rhein-Neckar und dem russischen Sochi beim deutsch-russischen Kulturaustauschprojekt QUATTROLOGE in unterschiedlichen Kulturprojekten zusammen gearbeitet. Der grenzübergreifende Kulturaustausch QUATTROLOGE war von Beginn an genreübergreifend und neben Kunst und Kultur gab es bei allen Begegnungen immer auch viele Gelegenheiten zu Gesprächen und Austausch.
Im November 2015 reisten 5 Künstlerinnen und Künstler und 12 Kunstfreundinnen und Kunstfreunde aus der Metropolregion Rhein-Neckar an die russische Schwarzmeerküste zum Festival QUATTROLOGE 20PLUS.
Vom 2. – 6. November 2015 fanden 8 öffentliche Kulturveranstaltungen an unterschiedlichen Orten statt, die von über 1000 Interessierten besucht wurden und über die in den Print-Medien und in Fernsehsendungen umfangreich berichtet wurde.
Das Rahmenprogramm spielt auch und vielleicht besonders bei einem QUATTROLOGE-Festival eine wichtige Rolle. Es ermöglicht den Austausch zwischen den Künstlern und interessierten Gästen – man lernt viel über „Land und Leute“. Bei Exkursionen in den Kaukasus, nach Krasnaja Poljana und ins Olympische Dorf oder zu den Teeplantagen nach Dagomys kann man mehr über Sochi erfahren. Bei Wanderung auf den Achun oder zum Prometheusfelsen mit Sergej Jagupov entdeckt man die multikulturelle Geschichte der Schwarzmeerküste. Atelierbesuche bei Olga Egorova, Oleg Kortschagin, Elena Kremena, Sergej Sorokin und zeigen ganz konkret, was Kulturförderung 2015 in Sochi meint. Auch die Möglichkeit, ein Gespräch mit dem Bürgerrechtler Semjon Simonov (ehemals Memorial Sochi, heute Organisation Suedliches Buergerrechtszentrum / Южный правозащитный центр zu führen, ergriff die Gruppe gern. Zivilgesellschaftliche Organisationen haben keinen leichten Stand in Russland, es gibt aber durchaus auch Entwicklungen, die man positiv beurteilen kann. Simonov unterstrich, dass Memorial auf Kontinuität setzt und versucht, Konfrontation zu vermeiden. Ein Schwerpunkt der Arbeit war und ist der Einsatz für die Rechte der Arbeitsmigranten, die seit den Olympischen Spielen in Sochi auf den Baustellen arbeiten. Polizei-Monitoring durch die kleine Gruppe von Bürgerrechtlern in Sochi hat das Verhalten der Polizei (spürbar) positiv beeinflusst. Im alternativen Kulturraum PRAXIS – einem ersten sozio-kulturellen Zentrum in Sochi – stellte die Medienpädagogin, Journalistin und Kuratorin Tanja Ukolova Kurzfilme von Michail Messtezkij und Timofej Zhalnin vor. Der Film „Milana“ wurde an der Jugendkunstschule gedreht. Diana Samartscheva und Polina Lukjantschenko dokumentierten den Lebensalltag eines gehbehindertes Mädchen in Sochi. Das Kulturprogramm QUATTROLOGE 20PLUS war dicht gewebt: Im Flughafen Adler werden noch bis Dezember 2015 Oleg Kortschagin, Igor Maksimenko und Barbara Straube mit „Rhythmische Parallelen“ präsentiert. Der Titel weist auf Parallelen hin, die vielleicht auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, sich aber „rhythmisch“ fühlen lassen. Auch der Titel der Ausstellung, die am gleichen Tag eröffnet wurde und bis Ende November im Kunstmuseum von Sochi zu sehen ist, spielt auf einen Begegnungsraum deutscher und russischer Künstler an, dessen Chancen und Grenzen ausgelotet werden müssen. Die „Horizonte der Bewegung“ werden von der Künstlergruppe (Barbara Straube, Igor Maksimenko, Olga Chrisanova, Olga Egorova) mit Fotografie, Skulpturen, Videokunst und Malerei erkundet. Das Konzept geht auf. Ein interessiertes Publikum war von der „Bewegung“ im Museum angetan und folgte neugierig den anderen Veranstaltungen. Im Kunsthaus gab es neben Malerei auch Perfomances, Literatur und Musik zu erleben. Daniil Da, Bernd Köhler und Claus Boesser-Ferrari widmeten sich mit dem Programm „Howdo youdo Mister M@jakowski? einem revolutionären Wortbildner aus den 20er Jahren, der aktuell in Russland (wieder) sehr beliebt ist. Neben Malerei, Fotografie, Performance ist der musikalische Beitrag bei QUATTROLOGE immer bedeutend. Mit dabei beim diesjährigen Festival waren einige Protagonisten der ersten Stunde – Alexej Sobol, ein herausragender Musiker der Szene in Sochi und Claus Boesser-Ferrari gehörten vor zwanzig Jahren zu den Gründern des Kulturaustauschprojektes. Auch Vitalij Filimonow, Alexander Prisiach, Sergej Semjanuchin und Dmitrij Zwerianishwili waren von Beginn an dabei. Claus Boesser-Ferrari, der es sich nicht nehme ließ, zwischen Auftritten in Norwegen und Mexiko am Festival in Sochi teilzunehmen, stellte fest: “Es macht große Freude, mit solch großartigen Musikern zusammen zu spielen. Wir konnten wunderbar zusammen improvisieren.“ Dr. Lida von Mengden, Kuratorin aus der Metropolregion Rhein-Neckar, war von dem Zusammenspiel der Künste besonders beeindruckt.’Es war außergewöhnlich, wie sich die Musiker aufeinander und auf die Kunst Igor Maksimenkos einlassen konnten, so dass ein einzigartiges Kunstwerk entstand.’ Nach zwanzig Jahren Kulturaustausch war die Lust auf Entdeckungen ungebrochen und die Dialogfähigkeit auf einem Höhepunkt. Die spürbaren Distanzen aus den Anfangsjahren haben sich merklich verringert. Bei allen Unterschiedlichkeiten gibt es mehr Anschlussmöglichkeiten. Dass Majakowski-Texte für die russischen Künstler interessant sind, mag ja nicht verwundern. Den Spielspaß von Jörg Fischer, Monika-Margret Steger und Olga Odischarova, die zusammen die Performance „Von einem der auszog das Fürchten zu lernen!“ darboten, übertrug sich auf ein heiteres und begeistertes Publikum. Oleg Kortschagin hält fest: ‘QUATTROLOGE ist ein Kulturereignis aber auch ein Beispiel für Volksdiplomatie. Ich freue mich sehr, dass diese Beziehungen schon 20 Jahre wachsen. Immer gibt es auch neue Teilnehmer und auch jene, die seit 20 Jahren bei QUATTROLOGE dabei sind. Ich wünsche mir, dass wir unser Projekt weiterführen’. Das Resümee der russischen Künstler fasst Olga Egorova zusammen : „Wir haben viel voneinander gelernt, viel Kunst und viel Freude zusammen erlebt.“ Eleonore Hefner, spiritus rector auf der deutschen Seite stellte fest: “So viel lustvolles und kreatives Zusammenspiel wie 2015 gab es selten! Man kann auf die Fortsetzung im November 2016 in Deutschland gespannt sein!“
Vielen Dank an alle Förderer und Unterstützer von QUATTROLOGE 20plus
In Sochi wurde das Festival unterstützt von Alexandra Anpilogova (Management / PR des International Flughafen Sochi), Michail Barsykin (Leiter des alternativen Kulturraums Praxis), Peter Chrisanov (Direktor des Kunstmuseums Sochi), Lidija Kusmina (Direktorin der Kunstschule Sochi) und Jurij Prokatov (Kunstverbandsvorsitzender des Kunsthaus Sochi).
Bei der Einladung und Abwicklung der Visa-Angelegenheiten half Jana Korsun (Stadtverwaltung Sochi) und Vladimir Pyatin (Russisches Generalkonsulat Bonn)
QUATTROLOGE 20 Plus wurde auf deutscher Seite unterstützt durch den Bezirksverband Pfalz und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg. Spenden kamen von RITTER SPORT und von privaten Spendern.
Organisation
Organisiert wurde das Festival auf russischer Seite von Olga Egorova, Oleg Kortschagin und Alexej Sobol, auf deutscher Seite von Eleonore Hefner, Kultur Rhein Neckar e.V. Beratende Mitwirkung: Julia Smagina.
Gestaltung: Nicola Graf, Eugenija Romanova, Alexandra Krawzova, Konstantin Sijatskij
Informationen in Russland
Oleg Kortschagin
Alpijskajastr.33 A/20 354357 Sochi 007 8622 61 08 76
Informationen in Deutschland
Eleonore Hefner
Kultur Rhein Neckar e. V.
Brucknerstr.13 67061 Ludwigshafen 0621 52 966 02
www.kulturrheinneckar.de