QUATTROLOGE 2013: Lyrik und Kunst und Musik
1995 fand das deutsch-russische Kulturprojekt QUATTROLOGE zum ersten Mal statt. Mit sehr vielen und sehr unterschiedlichen künstlerischen und soziokulturellen Projekten wurde über all die Jahren Dialoge gepflegt. Über 100 Künstlerinnen und Künstler aus der Metropol-region Rhein-Neckar haben zusammen musikalisch experimentiert, einen Raum für Ossip Mandelstam gestaltet, auf den Fußgängerzonen in der Metropolregion „Visionen“ entwickelt, sind an der russischen Schwarzmeerküste auf Prometheus Felsen gestoßen, haben panto-mimisch Herzen aus Stein erweicht und deutsch-russische Kindertheaterprojekte bewältigt. Menschen und Kulturen sind einander näher gekommen. Freundschaften haben sich ent-wickelt und – ja, es wurden auch einige (nicht nur) deutsch-russische Ehen gestiftet. Auch wenn das letzte QUATTROLOGE-Festival in Deutschland 1999 Mal stattgefunden hat, ist der Kontakt nicht abgerissen. Bei vielen Inselsommer-Projekten waren Künstler aus Sochi beteiligt, verwandelten die Schwanthaler Allee in eine Kunstallee, steigen mit dme Saxophon in den Rhein und verzauberten – beim letzten Inselsommer 2011 – die Besucherinnen mit einem Traumgärtchen. Der dort gebaute Zwerg – eine liebevoll-ironische Anspielung auf die deutsche Gartenzwerg-Kultur – ist aktuell wieder als Zitat aus dem Hack-Museumsgarten auf Großplakaten in Ludwigshafen präsent.
2012 haben Oleg Kortschagin aus Sochi und Ulrich Thul aus Ludwigshafen zu Gedichten von Hasan Özdemir gezeichnet und gemalt. Aus der Begegnung und Zusammenarbeit der bildenden Künstler aus Russland und Deutschland und ihre Auseinandersetzung mit dem lyrischen Werk Hasan Özdemirs ist ein Kunstprojekt gewachsen, dass nun im Mai 2013 in Sochi seine Fortsetzung findet. Die Ausstellung, die 2012 in der Galerie Zulauf in Freinsheim zu sehen war, wird am 20. Mai im Kunstmuseum Sochi ein zweites Mal gezeigt. Hefner freut sich über die Fortsetzung des Projektes, das vor allem von der andauernden Begeisterung der Beteiligten und deren Lust auf Grenzverschiebungen lebt. „Wir sind sehr froh, dass die beiden Ludwigshafener Künstler Özdemir und Thul durch eine Förderung aus der Bürgerstiftung Ludwigshafen einen Zuschuss zu ihren Reisekosten bekommen haben, weitere Kosten werden vom KRN getragen. Auch das Russische Generalkonsulat hat die Reise unterstützt und noch einmal seine Wertschätzung dieses langjährigen bürgerschaftlichen Dialogs versichert. Aber ohne den Idealismus aller Beteiligten ginge gar nichts.“ Zu QUATTROLOGE- Gruppe, die am 18. Mai nach Sochi reist, gehören neben Hasan Özdemir und Ulrich Thul auch eine Reihe von Kunstfreunden. „Mit Peter Graef, ein Künstler, der sowohl stimmlich wie percussiv in Sochi als „Zauberkünstler“ bereits bekannt und äußerst beliebt ist und Annette Maye, einer Klari-nettistin und Komponistin (u.a. FisFüz, Schääl Sick Brass Band), die zwar neu bei QUATTROLOGE ist, die aber in der Weltmusikszene große Anerkennung genießt sind zwei Musiker dabei, auf deren musikalische Annäherung an das Projekt Lyrik und Kunst man gespannt sein kann.“ meint Eleonore Hefner, die das Projekt von Anfang an begleitete und koordinierte. Die Musiker aus Deutschland werden zusammen mit Alexej Sobol (Gitarre), Dmitrij Zwerianischwili (Percussion), Vitalij Filimonow (Gitarre) und Sergej Semljanuchin (Bass), in der nächsten Woche zwei Konzerte an der russischen Schwarzmeerküste geben. Hasan Özdemir wird lesen und zusammen mit Dichterkollegen aus Russland an der Übertragung weiterer seiner Gedichte ins Russische arbeiten. Es wird Diskussionen und Informationsgespräche geben und der QUATTROLOGISCHE Austausch wird fortgesetzt– unter subtropischen Palmen mit Blick auf schneebedeckte Kaukasusberge.
Die mitreisenden Künstlern aus Deutschland
Peter Graef
Peter Graef wurde 1957 in Frankfurt geboren und ist seit Anfang der achtziger Jahre Trommler und Percussionist. Auslandsaufenthalte in Kuba und Nordafrika, Unterricht bei renommierten Lehrern wie Nippy Noya, Aja Addy und Reinhard Flatischler sowie Stimmarbeit, Atemschulung, Ober- und Untertongesang unter anderem bei Michael Vetter haben zur Virtuosität des Naturtonmusikers, Sängers und vielseitige Percussionisten beigetragen. Mit Solo- und Ensembleprojekten im In- und Ausland als Musiker und Komponist auf der Bühne gefragt.
Seit 2011 bietet er im Künstleratelier Dottingen Kurse und Workshops für rhythmische Instrumente sowie Ober- und Untertongesang an und widmet sich schwerpunktmäßig der Heilarbeit mit Stimme, Rhythmus und Klang und der Erforschung schamanischer Traditionen.
Ein Monochord, ein Tiroler Hackbrett, eine japanische Kotozitter, eine indische Tanbura, Klangschalen, koreanische Gongtrommeln mit diesen und mit anderen ungewöhnlichen Instrumente gestaltet er seine außergewöhnlichen musikalischen Performances.
Seit 1995 ist Peter Graef Mitglied der deutsch-russischen Künstlergruppe QUATTROLOGE.
Hasan Özdemir
Hasan Özdemir, 1963 in Sorgun, Türkei geboren ist ein deutschsprachiger Lyriker und Erzähler.
Der in der Türkei geborene Autor kam als Jugendlicher nach Deutschland und lebt seit 1979 in Ludwigshafen am Rhein und seit 2009 auch in Freinsheim. An der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg studierte Özdemir Germanistik, Philosophie und Deutsch als Fremd-sprachenphilologie. Er ist Initiator der Literarischen Lese im Rahmen des Kultursommers Rheinland-Pfalz.
Der Autor zahlreicher Lyrikbände erhielt 1994 ein Stipendium des Schriftstellerhauses Stuttgart und 2002 den Pfalz-Literatur-Förderpreis. Seine Gedichte wurden ins Englische, Französische, Polnische, und im Rahmen der Poesiefestivals Parma/Florenz, auch ins Italienische übersetzt. Aktuell werden Gedichte von ihm bei QUATTROLOGE 2013 ins Russische übertragen.
Bibliografie:
Was soll es sein, Mannheim 1989
Zur schwarzen Nacht flüstere ich deinen Namen, Berlin 1994
Das trockene Wasser, Berlin 1998
7 Gedichte, München 2004
Vogeltreppe zum Tellerrand, Berlin 2005
Windzweig, Berlin 2005, ISBN 3-89930-095-5
Lis Blunier, wo der Himmel die Erde berührt, Berlin 2005
Die sichtbare Stadt, Ludwigshafen am Rhein 2009
Der Proband (Theaterstück), 2009, Preisträger des Dramenwettbewerbes ‚Begegnungen‘
Geschälte Sätze, Berlin 2013
Annette Maye (* 1974) Klarinettistin; Komponistin und Musikwissenschaftlerin. Sie ist vor allem in den Bereichen Weltmusik, Jazz, Freie Improvisation und Neue Musik tätig.
Nach abgeschlossenem Studium der Osteuropäischen Geschichte, Musikwissenschaft und Ostslawistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg studierte Maye Klarinette und Bassklarinette bei Claudio Puntin und Frank Gratkowski an der Musikhochschule Köln.
Als Komponistin ist sie insbesondere für das ensemble FisFüz tätig, dessen langjährige Klarinettistin sie ist, aber auch für ihr PyromanDuo mit Laia Genc, dessen Debüt-CD 2006 von den deutschen Fachmagazinen positive Resonanz erhielt[1].
Maye ist weiterhin Mitglied der Ensembles Doyna, Schäl Sick Brass Band, Daniel Speer Trio, James Choice Orchestra und Banda Metafisica. Sie spielt als Gast im United Women’s Orchestra, bei der Alexandra Naumann Band und bei El Houssaine Kili. Sie tritt auch als Solistin auf. Durch zahlreiche Auftritte in der Schweiz, Österreich, Frankreich, Luxemburg, Slowenien, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Marokko, Tunesien, Japan, Taiwan und Südkorea ist sie einem internationalen Konzert- und Festivalpublikum bekannt. Dabei wirkte sie an so unterschiedlichen Veranstaltungen mit, wie der WOMEX, dem Taipei International Arts Festival oder dem Sofia Jazz-Festival mit. Die in Köln lebende Musikerin wirkte an zahlreichen Rundfunkproduktionen mit. Insbesondere mit der international bekannten Weltmusikformation Schäl Sick Brass Band trat sie diverse Male für den WDR auf, aber auch für den SWR und Sender in Südosteuropa, Nordafrika und Ostasien. Als Bühnenmusikerin war sie an verschiedenen Theaterproduktionen beteiligt.
Seit 2001 unterrichtet Annette Maye an der Offenen Jazzhausschule Köln [2]. Daneben hat sie 2007 auch mit musikwissenschaftlicher Publikation begonnen; ihr Aufsatz über ‚Eric Dolphys italienisches Erbe: Das Bassklarinettenspiel des Jazzmusikers Gianluigi Trovesi‘ erschien in der musikwissenschaftlichen Online-Zeitschrift ‚Samples‘ [3].
Als Mitglied von ensemble FisFüz wurde sie 1998 mit dem SWR-Weltmusik-Preis ausgezeichnet. Das PyromanDuo erhielt 2006 bei dem italienischen Wettbewerb Torneo Internationale Della Musica in der Kategorie Jazz den 1. Platz.
Ulrich Thul
1959 in Schweich bei Trier geboren. Ab 1975 intensive künstlerische Auseinandersetzung (Übungen/Studien/Experimente). Studien u.a. an der Europäischen Akademie für Bildende Kunst Trier. 1979-82 Studium der Sozialarbeit, FH Ludwigshafen/Rhein. Studium der Pädagogik, Universität Frankfurt/Main.
Zahlreiche Einzelausstellungen, Gruppenausstellungen und Teilnahme an diversen Aktionen und Projekten in diversen Galerien und Kunsträumen im In- und Ausland seit 1978. 1989 2. Internationaler Syrlin-Kunstpreis, Stuttgart; 1999 Zivil Kunstpreis 99 der Zeitschrift ‚Frieden und Gerechtigkeit‘, Stuttgart
‚… Ulrich Thul führt einen energischen, zupackenden und ausfahrenden Strich, einmal spitz und scharf, daneben tonig und breit. Es scheint, als wolle er dem Gegenständlichen davolaufen, so impulsiv enfernt er ssich von ihm, und kehrt, es heftig umkreisend, dennoch zu ihm zurück, als würde er von ihm festgehalten….’Heike Marx, DIE RHEINPFALZ
Beteiligte Künstler aus Russland
Oleg Kortschagin, 1961 geboren in Kirow. Absolvierte die Kunstakademie Weissrussland. 1990 Gründungmitglied der Künstlergruppe “Gilde der Schoenen”, Sochi. Seit 1997 – Mitglied im Künstlerbund Russland. Wohnt und arbeitet in Sochi (Russland). Zahlreiche Einzelausstellungen und Gruppenausstellungen. Seit 1990. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival.
Ausstellungen (Auszug):
1991 – Gruppenausstellung “Zufällige Beute der kranken Mumie”, Kunstgalerie “Mars”, Moskau (Russland)
1992 – Gruppenausstellung “Toben auf dem Berg Anadyr unter dem Nikitin’s Fische Gesang, Kunstgalerie “Mars”, Moskau (Russland)
1993 – Einzelausstellung, “Der einsamer grüne Akt”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
1994 – Teilnahme am Festival der Gegenwartskunst “Grenzgebiet von Kunst”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
1995 – Teilnahme am Festival der Gegenwartskunst, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
1996 – Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival, Region Rhein-Neckar (Deutschland)
1997 – Einzelausstellung, Galerie im Hafen, Ludwigshafen am Rhein (Deutschland)
1998 – Gruppenausstellung “Das Leben hervorragende Menschen”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
1999 – Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival, Region Rhein-Neckar (Deutschland)
2000 – Ausstellung “Tropiclight”, Galerie “Padestrian”, Jacksonvill (USA)
2002 – Gruppenausstellung “Krasnodar-Sochi”, Zentralkunsthalle, Krasnodar (Russland)
2003 – Gruppenausstellung im Zentralen Haus der Künstler, Moskau (Russland)
2004 – Gruppenausstellung im Russischen Ausstellungszentrum, Moskau (Russland)
2005 – Teilnahme am Kultursommerfestival “Inselsommer”, Ludwigshafen am Rhein (Deutschland)
2005 – “Sieben Kuenstler – Sieben Stuehle”, Galerie “Kunstladen”, Mannheim (Deutschland)
2006 – “Die aktuelle Philatelie”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
2007 – Gruppenausstellung “Goldener Pinsel”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
2008 – Gruppenausstellung “Dekonstruktion des Hungers”, Art Media Zentrum “Rodina”, Sochi (Russland)
2008 – Teilnahme am Graphik’s Triennale, Zentralkunsthalle, Krasnodar (Russland)
2009 – Gruppenausstellung “Bumaga.ru”, Gallerie “Turm”, Sankt-Petersburg (Russland)
2009 – Teilnahme am International Kunstfestival “Meeresspiegel”, Zentralkunsthalle, Sankt-Petersburg (Russland)
2010 – Gruppenausstellung “Brave and Creative”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
2010 – Gruppenausstellung “Künstler für sauberes Wasser”, Bisiness Zentrum “Krasnaya Presnya”, Moskau (Russland)
2011 – Gruppenausstellung “Quadratisch musikalisch Drive”, Kunsthalle “Oktober”, Sankt-Petersburg (Russland)
2011 – Teilnahme am Kultursommerfestival “Inselsommer”, Ludwigshafen am Rhein (Deutschland)
2012 – Gruppenausstellung “Anthropologischer Impressionismus”, Kunstmuseum, Sochi (Russland)
2012 – Lyrik und Kunst, Galerie Zulauf, Freinsheim (Deutschland)
2012 – Galerie Am Maistumpf, Wiesenbach bei Heidelberg (Deutschland)
Igor Maksimenko, 1963 in Sochi geboren. Fotograf, Maler. Studierte in Moskau. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival seit 1995. Teilnahme an vielen Ausstellungen in Russland und Ausland (u.a. Mannheimer Kunstverein).
Alexej Sobol, 1964 in Charkiw (Ukraine) geboren. Absolvent der Musikschule Sochi, Komponist und Musiker. Anfang 1990-n Jahren Frontmann der Band ‚On One Breath‘. Einer der Initiatoren und Organisatoren des deutsch-russischen Kulturaustauschprojektes QUATTROLOGE.
Jurij Tschursin, 1963 in Petropawlowsk- Kamtschatski geboren. Absolvierte die Kunstschule in Krasnodar. Teilnahme an vielen Ausstellungen mit ‚Gilde der Schönen” in Sochi und in Russland (Moskau, Krasnodar) und Deutschland. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival seit 1995.
Dmitrij Zwerianischwili, geboren 1966. Perkussionist. Absolvierte die Musikschule in Sochi. In 1990-en spielte in der Band ‚On One Breath‘. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival seit 1995.
Vitalij Filimonow, geboren 1964. Gitarrenspieler. Mitglied der Band ‚On One Breath“ in den 1990igern. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival seit 1995.
Sergej Semljanuchin geboren 1966. Kontrabassspieler, Pädagoge. Musikschule in Sochi und Konservatorium in Krasnodar. Mitglied der Band ‚On One Breath“ in den 1990igern. Teilnahme am QUATTROLOGE-Festival seit 1995. Förderer des Jazz in Sochi. Er hat die Band ‚Black Sea Band‘ begründet mit der er derzeit s