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Das Gedächtnis der Einwanderungsgesellschaft

18. Dezember 2001 @ 0:00

FAMILIENALBUM
Dienstag, 18. Dezember 2001, 18 Uhr

In dem Multimediaprojekt ‚Familienalbum 1888-1999‘ dokumentiert Dietrich Hackenberg seine Familiengeschichte, an deren (vorläufigen) Ende Menschen aus dem Rheinland mit Menschen aus Dersim in der Türkei familiär verbunden sind. Die Bilder der Familienhistorie sind an vielen Stellen verknüpft mit übergeordneten politischen Ereignissen und allgemeinen sozialen Entwicklungen. Mit der Familiengeschichte wird Zeitgeschichte erzählt.
Moderation: Prof. Dr. Andrea Lutz

‚DIE DEUTSCHE NACHKRIEGSGESCHICHTE IST MIGRATIONSGESCHICHTE!‘
Dienstag, 15. Januar 2002, 18 Uhr

Rainer Ohliger (Berlin) ist Mitglied des ‚Netzwerk Migration in Europa‘, einer Initiative von Wissenschaftlern und Praktikern, für die Teilhabe ohne Erinnerung nicht möglich ist . Er lenkt den Blick auf die deutsche Nachkriegsgeschichte als Migrationsgeschichte und erläutert die Bedeutung einer solchen Perspektive.
Moderation: Eleonore Hefner

GEZMEK – ‚Langes Laufen‘
Dienstag, 5. Februar 2002, 18 Uhr

Anfang der achtziger Jahre drehen eine Gruppe jugendlicher ‚Seiteneinsteiger‘ mit Mitgliedern der Ludwigshafener Medienwerkstatt Cut e.V. einen Videoclip über ihren Alltag. Nahezu zwei Jahrzehnte danach treffen sie sich an der Fachhochschule und blicken zurück. Welche Bedeutung hatte und hat die damalige filmische Auseinandersetzung mit dem Lebensalltag?
Gesprächspartner sind Thomas Plonsker, Mehmet Sunguralp, Tasso Woller u.a. Moderation: Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann

Alle Veranstaltungen:
Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen Ludwigshafen, Maxstr. 29

Veranstalter
Kultur Rhein-Neckar e.V. (0621 / 56 72 66)
Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen Ludwigshafen

Mit Unterstützung des ASTA der Fachhochschule, der Landesbeauftragten für Ausländerfragen des Landes Rheinland-Pfalz und der Stadtsparkasse Ludwigshafen

 

Im Jahr 2001 jährte sich die Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens vom Oktober 1961 zum 40. Mal, im Jahr 2005 wird der 50. Jahrestag der Arbeitsmigration aus Italien in die Bundesrepublik begangen werden. Nach zunehmender politischer Akzeptanz und Ausgestaltung der Einwanderungsgesellschaft steht die Entdeckung der Migrationsgeschichte sowie der historischen Erinnerung an Anfänge, Ursachen und Verlauf der Migration auf der Tagesordnung.

Die Reihe ‚Das Gedächtnis der Einwanderungsgesellschaft‘ macht die Bedeutung der historischen Reflexion der Einwanderung deutlich. Bislang hinterließ die Geschichte der Migration kaum wesentliche Spuren in der breiteren Geschichts-, Erinnerungs- und Gedenkkultur der Bundesrepublik. Das Fehlen dieses Elements von historischer Repräsentation der Migranten hat entscheidende Konsequenzen. Einerseits bleibt eine maßgebliche Komponente gesellschaftlicher Dynamik und Entwicklung für die Aufnahmegesellschaft unterbeleuchtet und unvermittelt. Andererseits kann von einer Repräsentation der eigenen Geschichte von Einwanderern und Einwanderinnen bislang keine Rede sein.

Die Reihe unterstrich , dass Geschichte und historische Erinnerung wichtige Ressourcen sind, die die Akzeptanz der Einwanderung in der Aufnahmegesellschaft und die gesellschaftliche Partizipation von Migranten und Migrantinnen unterstützen können. Für die Emanzipation verschiedener sozialer Gruppen (Frauenbewegung, Arbeiterbewegung oder die Bürgerrechtsbewegung der Schwarzen in den USA) war das Sichtbarmachen der eigenen Geschichte von zentraler Bedeutung und ein Ausgangspunkt für die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe.

Daher stellte sich die Frage, wie eine demokratische Gesellschaft Migranten und Migrantinnen, also einem sich emanzipierenden Teil der deutschen Gesellschaft, den Zugang zum kulturellen Kapital ‚Geschichte‘ und ‚Erinnerung‘ ermöglichen und damit auch eine entsprechende Repräsentation (z.B. in Schulbüchern, Archiven und Museen, aber auch in den Medien) gewährleisten kann. Oder anders formuliert: Wie könnte der Weg zu einer pluralisierten Geschichtskultur aussehen? Welche Perspektiven und Strategien gilt es für die Integration des Themas Migration in das (nationale) Geschichtsbild zu entwickeln?

Auf der Grundlage eines Überblicks über den zeitgeschichtlichen Teil deutscher Migrationsgeschichte werden Thesen und Perspektiven diskutiert, die einen Anstoß liefern, über die Herausforderungen an das Einwanderungsland Deutschland in historischer Dimension nachzudenken.

Ein gutes Beispiel stellte Dietrich Hackenberg am Dienstag, 18. Dezember 2001 mit seinem ‚Familienalbum 1888-1999‘ vor.

Dietrich und Hediye Hackenberg leben mit ihrer fünfjährigen Tochter in Dortmund. Seit 1998 sind der Fotograf und die Juristin miteinander verheiratet. Das Paar hat sich im Rheinland kennengelernt, wo er aufgewachsen und sie im Alter von vier Jahren gemeinsam mit Mutter und vier Geschwistern aus der Türkei kommend eingewandert ist. Ihr Vater arbeitete damals bereits seit zehn Jahren als Gastarbeiter in Deutschland. Die kurdische Familie lebt bis heute hier. In dem Multimediaprojekt ‚Familienalbum 1888-1999‘ dokumentiert Dietrich Hackenberg über den Zeitraum von mehr als einem Jahrhundert seine private Familiengeschichte. Auf der Grundlage eines Stammbaums zeichnet er die Entwicklung der Generationenabfolgen nach, die Menschen aus dem Rheinland mit Menschen aus Dersim in der Türkei in familiären Zusammenhang bringt. Zahlreiche Dokumente wurden für dieses Projekt zusammengetragen: persönliche Briefe, behördliche Schreiben, Zeitungsausschnitte, Videoausschnitte und jede Menge Fotos. Das Bildmaterial wird ergänzt durch Textauszüge aus Erzählungen von Angehörigen beider Familien. Es entstehen dabei äußerst plastische Bilder der Familienhistorien, in denen an vielen Stellen übergeordnete politische Ereignisse und allgemeine soziale Entwicklungen sichtbar werden. Unterstützt durch zahlreiche Links zu lexikalischen Erläuterungen und Hinweisen auf historisches Zeitgeschehen, wird so mit der Familiengeschichte Zeitgeschichte erzählt. Es moderierte Prof. Dr. Andrea Lutz.

Die These , ‚DIE DEUTSCHE NACHKRIEGSGESCHICHTE IST MIGRATIONSGE-SCHICHTE!‘, vertrat Rainer Ohliger am Dienstag, 15. Januar 2002. Rainer Ohliger (Berlin) ist Mitglied des ‚Netzwerk Migration in Europa‘, einer Initiative von Wissenschaftlern und Praktikern, für die Teilhabe ohne Erinnerung nicht möglich ist . Er lenkt den Blick auf die deutsche Nachkriegsgeschichte als Migrationsgeschichte und erläutert die Bedeutung einer solchen Perspektive. Es moderierte Eleonore Hefner.

Thomas Plonsker referierte die Entstehungsgeschichte von GEZMEK – ‚Langes Laufen‘ am Dienstag, 5. Februar 2001, 18 Uhr. Anfang der achtziger Jahre drehen eine Gruppe jugendlicher ‚Seiteneinsteiger‘ mit Mitgliedern der Ludwigshafener Medienwerkstatt Cut e.V. einen Videoclip über ihren Alltag. Nahezu zwei Jahrzehnte danach treffen sie sich an der Fachhochschule und blicken zurück. Welche Bedeutung hatte und hat die damalige filmische Auseinandersetzung mit dem Lebensalltag? Gesprächspartner waren u.a. Mehmet Sunguralp und Tasso Woller, Akteure des Videoclips. Es moderierte Prof. Dr. Hans-Ulrich Dallmann

Die Reihe stiess insbesondere in Fachkreisen und an der Evangelischen Fachhochschule auf großes Interesse und den Wunsch, sie fortzusetzen. Lediglich die Resonanz in der lokalen Presse liess Wünsche offen; die Entscheidung der Lokalredaktionen, über Vorträge nicht mehr zu berichten, ist bedauerlich.

Erschienen im Hochschulbrief 28 / 2002

 

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Datum:
18. Dezember 2001
Zeit:
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Veranstaltungskategorie:

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Kultur Rhein Neckar e. V.
Telefon
0621567266
E-Mail
info@kulturrheinneckar.de
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18. Dezember 2001
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