RIZ Café-Bar, H 7, 38, Mannheim
Moderation: Maike Lührs
>> Nun gut: dieser Hof schon wieder, Choriner Straße, an dessen verändertem Anblick durchs Jahr Less das Verstreichen der Zeit, den schleichenden Wechsel der Monate festmachte, zwischen Maloche auf der Post und Sommerdepression, diesem Unbehagen am aktuellen Aufenthaltsort und dem Wissen um Orte außerhalb der Erreichbarkeit, am Meer, im Gebirge, von einem Windstoß in flimmernder Straße erzeugt, beim Anblick eines wehenden Rocks um braun gebrannte Mädchenbeine, dem salzigen Geruch der Ostsee mitten im Prenzlauer Berg, unmittelbar folgend auf den von Hundescheiße. All das sehr plötzlich und im Affekt wahrgenommen und im Affekt darauf reagiert und sofort die Gegenwart gehasst, durch die man danach meist sehr bewusst stiefelte und wutentbrannt. <<
André Kubiczek, 1969 als Sohn einer Vietnamesin und eines Deutschen in Potsdam geboren, studierte Germanistik in Leipzig und Bonn und lebt als freier Autor in Berlin. 1997 erhielt er das Arbeitsstipendium Brandenburg, 1998 das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin. Sein bemerkenswertes Debüt „Junge Talente“ (2002) beschwört die träge und zugleich spannungsgeladene Atmosphäre der DDR-Endzeit herauf. Die „Jungen Talente“, die diesen eigentümlichen Kosmos bevölkern, sind Exzentriker und Träumer, die sich der staatlichen Bevormundung entziehen und so eher unbeabsichtigt zum Zusammenbruch des Systems beitragen. Im Frühjahr 2003 erscheint sein neuer Roman „Die Guten und die Bösen“ bei Rowohlt Berlin.