Fachtagung
Fachgespräch am 23. März 2024 im Rahmen der Ausstellung
Die Expert:innen beim Fachgespräch im Rahmen der Ausstellung KOFFERKIND waren sich einig: “Kofferkinder” sind nicht lediglich ein Spezifikum der „Gastarbeiter“-Generationi.
Die Folgen von Migration für Kinder werden kontinuierlich zu wenig berücksichtigt. Jede Migration bedeutet auch einen Bruch in irgendeiner Form, der zu bewältigen ist. Die nachhaltige Wirkung der Migrationserfahrung, der Trennungen und des schwierigen Ankommens wird unterschätzt.
„Betroffene Kofferkinder“, die an den Folgen von Migration und Trennung (von Großeltern, Onkeln, Tanten, Freund*innen etc.), der Entwurzelung aus den Herkunftsländern leiden, die Wut und Trauer bei der Erinnerung an diese Zeit verspüren, gibt es millionenfach. Das Phänomen Kofferkinder, also die migrationsbedingte, einen längeren Zeitraum andauernde Trennung von Kindt und Eltern ist andauernd beobachtbar. Beispielsweise kommen Arbeiter*innen (Pflegekräfte etc.) aus Südosteuropa auf der Grundlage der EU-Personenfreizügigkeit nach Deutschland und lassen ihre Kinder zurück.
Bei der Frage, wie die pädagogischen Einrichtungen auf Folgen und Wirkungen von Migrationserfahrungen bei den Betroffenen, insbesondere Kindern, vorbereitet sind, und ob pädagogische Wie kann eine Einwanderungsgesellschaft Menschen, die hier eine neue Heimat und eine gute Zukunft suchen, unterstützen und stärken?
Welche Kompetenzen brauchen Haupt- und auch Ehrenamtliche um Angebote zur Stärkung und Empowerment in quantitativ und qualitativ angemessenen Form machen zu können? Welche Kompetenzen und Ressourcen sind insbesondere auch im Bildungssystem nötig, damit Kinder von Zugewanderten Chancen für ein gutes Leben haben?
Wie sieht eine humane Aufnahme- und Einwanderungspolitik aus und wie kann sie erreicht werden.Mitarbeitende über Fachkompetenzen verfügen, bestand Konsens, dass es im Vergleich zu den 1970er/80er Jahre große Fortschritte gibt, jedoch eine migrationspädagogische Ausbildung noch kein Pflichtprogramm in den Curricula von Erzieher*innen oder Lehrer*innen sei und hier Aufholbedarf bestehe. Auch wurde in diesem Kontext über die Frage gesprochen, ob es in Kindergärten und außerschulischen pädagogischen Einrichtungen genügend Plätze existieren. Eine Teilnehmende aus dem Publikum merkte an, dass die Stadt LU Kita-Plätze habe, aber es an Fachkräften fehle. Kontrovers war die Frage, ob der Fachkräftemangel im Kita-Bereich auf schlechte Bezahlung zurückzuführen sei oder auf andere Gründe. Eine Teilnehmende merkte an, dass es in den letzten Jahren zu Verbesserungen in der Bezahlung gekommen sei, und daher es nicht oder nicht allein an der Bezahlung liegen könne.
Bei der Frage, in welcher Form Einrichtungen Angebote für die migrantischen Kinder/Familien machen könne, kam bald das Thema Kultur und kulturpädagogische Angebote zur Sprache. Hier wurde in Richtung Kultureinrichtungen (Museen, Theater etc.) die Forderung artikuliert, sich näher an sozial benachteiligte Gruppen zu bewegen und Angebote zu machen, die für diese Gruppen bezahlbar seien. Für Familien mit Kindern seien Angebote oft zu hoch. Es kam dann hier der Einwand, dass die Einrichtungen sich in jüngerer Vergangenheit schon geöffnet haben und auch kostenfreie an bestimmten Tagen eingeführt worden seien.
Die Gäste der Fachtagung empfanden die Diskussion als konstruktiv und bereichernd und nehmen die Ergebnisse in ihre Parteien, Arbeitspätze und Einrichtungen mit.
Veranstalter
Kultur Rhein Neckar e.V. in Kooperation mit Alevitische Kultusgemeinde Mannheim-Ludwigshafen, Cinema Quadrat Mannheim, Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen, Humanistische Frauen MA/LU, Internationaler Frauentreff der Stadt Ludwigshafen, Kultur QUER – QUERkultur e.V. Mannheim
Vielen Dank für die Förderung