Unter dem Titel DER WERFE DEN ERSTEN STEIN zeigt Ursula Steuler ihre Installation mit Arbeiten von Migrantinnen in der Lutherkirche, Dammstr. 39 Mannheim
Neckarstadt-West vom 9.Juli bis zum 20.August 2006.
Sich mittels künstlerischer Produktion mit Migration auseinander zu setzen, ja, Migration als Kunst- und Denkprinzip zeitgenössischer künstlerische und theoretischer Produktionen anzunehmen, befördert ein differenziertes Verständnis jenseits allzu schneller Raster und Muster.
Ursula Steuler, eine Künstlerin, die nicht nur in Mannheim bekannt für außergewöhnliches Kunstschaffen ist, nutzt ihre künstlerischen Arbeit sehr bewußt, um sich mit Gesellschaftsstrukturen und Rollenzuschreibungen auseinander zu setzen. „Es gibt so viele ‚heiße Eisen‘ in dieser Welt. Der Umgang mit (dem scheinbar?) Fremden ist eines davon.“ – so Steuler. Was läge da näher, als Topflappen zu häkeln, wie es die Künstlerin gerne und mit einiger Ironie tut. Seit einigen Jahren tut sie dies auch immer mal wieder zusammen mit Migrantinnen, denen sie im Tausch für die Handarbeit (deren Ergebnisse die Basis für Kunstwerke werden) – deutsche Konversation anbietet. Gemeinsam mit den Teilnehmerinnen dieser ungewöhnlichen Deutschkurse tastet sie sich so auch an Rollenzuschreibungen und deren Verkrustungen heran. Ein mühsamer Prozess, dem Kunst dann ungewöhnliche Impulse gibt. Kultur Rhein-Neckar war Träger zweier Projekte, die Ursula Steuler im Kunsthaus Oggersheim und in der Neckarstadt-West durchführte. Beide Projekte wurden aus LOS-Mitteln gefördert.
Es ist, so Steuler, ein komplexer gesellschaftlicher Wirkungszusammenhang, eine durchaus systematische Verstrickung wirtschaftlicher und kultureller Faktoren, der dazu führt, dass viele Frauen – und vor allem auch viele eingewanderte Frauen – sich auf ein privates, häusliches Umfeld beschränken und in der Öffentlichkeit nicht oder nur sehr reduziert wahrgenommen werden. Ursula Steuler will mit ihren Projekten ein gesellschaftliches Feld für Frauen öffnen und die öffentliche Wahrnehmung verändern.
Im Frühjahr 2006 zeigte sie im Atelier des Kunsthauses Oggersheim die Installation „Eine runde Sache – oder: Die Quadratur des Kreises“ vom 16. Juli bis zum 20. August 2006 werden in der Lutherkirche in der Neckarstadt-West in Mannheim die Ergebnisse ihres Tauschgeschäftes („Kunst gegen Sprache“) vorgestellt.
Dem Thema Migration hat Ursula Steuler übrigens auch im Rahmen der Ausstellung „Anellino. Zur Geschichte der Italiener in Ludwigshafen“ eine Installation mit dem Titel „Heimatzauber – Von der Leichtigkeit im Umgang mit dem Schweren“ gestaltet.
Für die Künstlerin Steuler ist die Auseinandersetzung mit Migration immer auch eine Konfrontation mit der eigenen Geschichte, eine Konfrontation der sie sich stellt – mit überzeugenden künstlerischen Folgen.
Ursula Steuler
Jahrgang 1946
1967-1972 Studium der Germanistik und Romanistik
1973-1984 Hausfrau, Mutter, Gymnasiallehrerin
ab 1987 Künstlerische Arbeit als Autodidaktin
1991-1995 Unterricht bei Klaus Lehmann (keramische Plastik)
seit 1993 Einzelausstellungen, Beteiligung an Gruppenausstellungen (u.a. in
Berlin, Coburg, Köln, Kiew/Ukraine, Mannheim, Sofia/Bulgarien,
Stuttgart, Wangen), Aktionen, Projekte
Arbeitsschwerpunkt: Objekt, Installation, Aktion, interaktive Projekte
Öffentliche Ankäufe: 1998 Stadt Kiew /Ukraine
2003 Land Baden- Württemberg
Lebt und arbeitet in Mannheim
Projekte, Workshops, Aktion/Intervention
seit 2003 Global2 – für die heißen Eisen dieser Welt!
Deutsch-Training und Topflappenhäkeln mit Migrantinnen
2003 Jedem sein roter Teppich! Intervention im Mannheimer Kunstverein1. Love-on-Tour. Aktions-Installation mit Wohnwagen. Station: Mannheimer Kunstverein, 2.
2001 Safer Sex – Wir stricken! Workshop im Mannheimer Kunstverein
Einzelausstellungen
2004 Raus aus dem Effeff. Installation unter Beteiligung von Migrantinnen. Kunstladen, Mannheim
2003 Ton zu Ton – Samt zu Seide – wulle-wulle (mit Gerd Reutter) Ausstellungsraum Reutter, Mannheim
2003 Macht der Frauen.Galerie in der Xanthippe, Mannheim
Ehr und Preis IHM.Kunstverein Viernheim
2000 Oh Waldeslust! Mannheimer Kunstverein
1997 Eros läßt grüßen. Galerie in der Xanthippe, Mannheim
Beteiligung an Gruppenausstellungen (Auswahl):
2005 Wüsten und Gärten. St. Michael-Kirche. Schwäbisch-Hall
2004 ZeiTräume. Städtische Galerie Wangen (Allgäu)
2003 gARTtig. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs. Stuttgart
2002 (K)Installationen in Serie. Otto-Nagel-Galerie. BerlinInblicke. Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs. Stuttgart
2001 Verfügungsgrün.Hochbunker Köln-Ehrenfeld.
2000 Das Verborgene Museum. Berlin
1999 Künstlerinnenmesse Karlsruhe. (K)
1998 150 Jahre Revolution. Kunstverein Coburg (K)The Cathedral. Ukrainian House. Kiew (Ukraine) Symposion des Europarats im Rahmen der Europian Heritage Days
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen:
2003 Ankauf Land Baden-Württemberg, Stadt Kiew (Ukraine)